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L’histoire commence

Mylène Jeanne Gauthier – so Mylène Farmer mit bürgerlichem Namen – erblickt am 12. September 1961 im kanadischen Pierrefonds in der Nähe von Montreal das Licht der Welt. Sie hat eine ältere Schwester namens Brigitte sowie einen jüngeren Bruder Michel. Ihr älterer Bruder Jean-Loup starb 1996 (es gibt hierzu unterschiedliche Angaben, z. T. wird auch 1982 angegeben) bei einem Autounfall. Ihre Mutter ist Marguerite Gauthier, eine ehemalige Sekretärin. Ihr Vater war Max Gautier, angesehener Ingenieur für Brücken, Staudämme und Straßen (1981 verstorben).

Bis 1969 – als Mylène 8 Jahre alt war – lebte Familie Gauthier in Kanada, da ihr Vater am Bau des Staudammes bei Manicuagan beteiligt war. Als die Bauarbeiten beendet waren, zog die Familie nach Ville d’Avray, einem südwestlichen Vorort zwischen Paris und Versailles. Im Gegensatz zur ihrer Zeit in Kanada – die Mylène selber als

„…durch Naivität und Geborgenheit geprägt…“

beschreibt, fiel es ihr schwer, sich an das Leben in der Großstadt zu gewöhnen. Dies führt dazu, dass sie in Konflikt mit ihren Mitmenschen und sich selber geriet, verursacht durch ihr kompliziertes Verhältnis zu ihren Eltern (insbesondere ihrem Vater) und einem Mangel an Akzeptanz und Selbstsicherheit. Mylène prägten ihr Interesse an Friedhöfen und ihr Zuneigung zu abgelegenen Plätzen.

Als Mylène 12 Jahre alt war, erhielt sie Zugang zur „École de Saumur“, einer Reitschule. Hier sollte sie eine Ausbildung zur Volksschullehrerin absolvieren, nebenbei schaffte sie es im Dressurreiten auf Profi-Niveau. Für Mylène war der Umgang mit Tieren leichte, als mit den Personen um sie herum.

1978 verließ sie die Schule, um ihr Abitur nachzumachen. Dies brach sie jedoch bereits nach kurzer Zeit ab und begann mit einem Schauspiel-Kurs bei Daniel Mesguich. Mylène merkte schnell, dass ihr dies wenig bringen würde und brach den Kurs ab. Die nächsten zwei Jahre führten sie zu verschiedensten Castings und hielt sich mit verschiedensten Jobs über Wasser. Während dieser Zeit traf sie auf Jérôme Dahan. Über diesen lernte sie 1983 Laurent Boutonnat kennen – eine Begegnung, die sich auf weiteres Leben auswirken sollte.

Maman a tort

Im Jahr 1984 nahmen Mylène, den von Jérôme Dahan und Laurent Boutonnat geschriebenen Song, „Maman a tort“ (deutsch: Mama liegt falsch) auf, welcher im selben Jahr als erste Single ihrer Karriere erschien. Im Vorfeld änderte Mylène ihren Nachnamen im „Farmer“, als Hommage an die große amerikanische Schauspielerin France Farmer, deren Leidensweg Mylène sehr bewegte.

„Maman a tort“ wurde zu einem Überraschungshit und stürme die Top 50 der französischen Charts. Ein Jahr später folgten zwei weitere Singles, „On est tous des imbeciles“ (Wir alle sind Verrückte) und „Plus Grandir“ (Groß werden). Der Erfolg beider Singles war eher bescheiden, weshalb sich Mylène und Laurent von Jérôme Dahan und ihrer damaligen Plattenfirma RCA trennten.

„Plus Grandir“ war der erste von Mylène selbstverfasste Song. Der zum Song gedrehte Video-Clip war der erste von zahlreichen „Skandalvideoclips“, die in den nächsten Jahren folgen sollten, sowie der erste, in dem sie mit roten Haaren zu sehen seins sollte. Der große Durchbruch sollte jedoch erst 1986 kommen.

Libertine et le cendres de lune

Anfang 1986 veröffentlichte Mylène die Single „Libertine“(Freigeist), welche ihr bis dato erfolgreichstes Werk war und bis auf Platz 10 der Single-Charts kletterte. Im November des gleichen Jahres folgte ihr erstes Studioalbum „Cendres de lune“ (Asche des Mondes). Geprägt von typischem 80er-Sound schaffte es das Album bis auf Platz 10 der französischen Albumcharts. Die letzte Single „Tristana“ (Februar 1987), hob sich musikalisch nicht nur vom restlichen Album ab, sondern war mit Platz 7 nochmals erfolgreicher.

Die Veröffentlichung von Libertine brachte eine neue, lang Zeit anhaltende Facette Mylène Farmers ins Spiel: Das Musikvideo – realisiert durch Laurent Boutonnat – war kein normaler Videoclip. Realisiert in Form eines kleinen Filmes, übertraf er alles bis dahin gesehene.

Ainsi soit je – so soll ich sein

Erst im Oktober 1987 meldete sich Mylène mit ihrer neuen Single „Sans contrefacon“ (Unverfälscht) zurück.

Mylène wurde zur ersten Sängerin, welche sich mit den Problemen Sexualität und ihrer eigenen sexuellen Ausrichtung befasste. Mit Platz 2 der Charts erreicht die dritte Single in Folge die Top 10. Das im März 1988 erschienen zweite Studioalbum „Ainsi soit je“ (So soll ich sein) verkaufte prächtig (über 1,4 Mio Exemplare – Diamantstatus) und erreichte zum ersten (und nicht letztem Mal) Platz 1 der Albumcharts in Frankreich.

Die im Herbst 1988 halbes Jahr veröffentlichte dritte Single „Pourvu qu’elles soient douces“ (Vorausgesetzt sie sind weich) schafften es Mylène und Laurent Boutonnat, sich (zum ersten Mal) selbst zu übertreffen: Mit rund 18 Minuten Spielzeit wurde das Video einer der (bis heute) längsten und damals teuerste Musikvideos überhaupt. Zudem fiel der Clip aufgrund viel nackter Haut und Gewaltszenen auf. Platz 1 und rund 700.000 verkaufte Exemplare taten ihr Übriges. Die letzte Single „Sans Logique“ (dt.: Ohne Logik) erschien im Februar 1989 und wurde zu einem moderaten Erfolg.

Im September 1989 die lang ersehnte, erste Konzert-Tour durch Frankreich. Ursprünglich nicht geplant was dies eine Reaktion auf diverse Pressestimmen, welche Mylène unterstellten, live nicht zu überzeugen und lediglich für Playback gut zu sein.

Erneut zeigte sich, dass Mylène in keine Schublade passte – dämmriges Licht und die Gestaltung der Bühne als Friedhof produzierten eine ganze spezielle Stimmung. Die Tournee wurde zur damals zweit-erfolgreichsten Konzertserie nach den Beatles. Noch während der letzten Konzerte erschien im Dezember 1989 das Live-Album „En concert“ in Form einer Doppel-CD und eines Konzert-Mitschnittes.

Von Dèsenchantèe bis Que mon coeur lache

Etwa zwei Jahre hörte man nichts von Mylène, bis sie 1991 mit „Dèsenchantèe“ (Ernüchtert) und ihrem
inzwischen dritten Studioalbum „L‘autre“ (Der andere) wieder von sich reden machte.

„Dèsenchantèe“ wurde zu einer Hymne einer Generation, was mit über 1,8 Millionen verkauften Singles allein recht deutlich wurde. Das Album war nicht minder erfolgreich wie sein Vorgänger und ist mit rund zwei Millionen verkauften Einheiten bis heute das erfolgreiche Album. Weitere Singles des Albums waren „Regrets“ (Bedauern), ein Duett mit J. L. Murat, „Je t’aime mélancolie“ (Ich liebe die Melancholie) sowie die 1992 veröffentlichte, letzte Single „Beyond my control“ (Außerhalb meiner Kontrolle). Mit dessen Video präsentierte Mylène erneut einen „Skandalvideo“ inkl. Szenen mit Gewalt und Sex, welcher somit erneut nur nach 23 Uhr gespielt werden durfte.

Aber allem hatte sich Mylène verändert. Nicht nur das sie nun mit einer frechen Kurzhaarfrisur auftrat. Trotz der nach wie vor herrschenden Melancholie und Düsternis, die bereits ihre ersten beiden Alben bestimmte, war das dritte Album text- und musikalisch insgesamt doch etwas offener und heller.

1993 erschien die Single „Que mon coeur lache“ (Mein Herz steht still) als Teil des Remix-Albums „Dance Remixes“. Die Single schaffte es bis auf Platz 9. Der Clip, gedreht von Luc Besson, weist starke Parallelen zu dessen 1997er Film „The 5th Element“ auf. Nun folgte eine musikalische Pause.

Zielobjekt: Deutschland

In den Jahren 1990 bis 1992 konnte Mylène auch einige Singles in Deutschland in den Charts platzieren, deren Erfolg jedoch weit hinter dem in Frankreich lag. So erreichten die erst 1990 veröffentlichten Singles „Sans contrefacon“ Platz 19 und „Pourvu qu’elles soient douces“ (hierzulande lediglich „Douces“) Platz 87, „Dèsenchantèe“ kam auf Platz 46 (1991), „Je t’aime mélancolie“ bis auf Platz 70 (1992).

Das Schicksal der Singles teilten auch die Alben „Ainsi soit je“ und „L’autre“, welche nach Veröffentlichung nicht bzw. nur knapp in die Top 50 gelangten. Ein erneuter Versuch sollte – zumindest mit ihrem eigenen Werk – nicht mehr erfolgen.

1992 trat Mylènes zum ersten und einzigen Mal im deutschen TV auf. In der damals noch im MDR laufenden Unterhaltungsshow „Ein Kessel Buntes“ bot Mylène „Je t’aime mélancolie“ dar.

Giorgino – ein Film und seine Folgen

Im Alter von 33 Jahren machte Mylène 1993/94 ihren ersten Ausflug zur Schauspielerei und spielte die weibliche Hauptrolle in „Giorgino“. Der Film, produziert von Laurent Boutonnat, hat einen starken Bezug zum Leben von Frances Farmer und Mylène selber.

Im Gegensatz zu Mylènes musikalischem Schaffen floppte der Film jedoch und wurde nach nur drei Wochen und 60.000 Zuschauern abgesetzt; ein Ereignis das Mylènes spätere musikalische Entwicklung prägen sollte, da sie Paris bzw. Frankreich vorerst den Rücken kehrte und in die USA floh.

Der Misserfolg von „Giorgino“ beendete auch die Zusammenarbeit von Mylène und Laurent in Sachen Musikvideos für die nächsten Jahre. Im Jahr 2007 wurde der Film nach 13 Jahren schließlich auf DVD veröffentlicht.

Die Veränderung

Im Oktober 1995 beendete Mylène ihre musikalische Schaffenspause und veröffentlichte ihr viertes Album „Anamorphosèe“ (in Deutsch etwa „Veränderung“).

Dieses Album sollte im krassen Gegensatz zu ihren vorhergehenden Werken stehen. Ihr mehrmonatiger Aufenthalt in den USA bewirkte ein sehr rockiges Album. Außerdem wirkte Mylène wie verwandelt, da sie mehr denn je aus sich heraus ging und alles heller war. Dies jedoch wirkte sich weniger auf ihre Texte aus, die nach wie vor kritisch und auch auf ihr eigenes Leben bezogen waren.

Trotz anfänglich zögernder Annahme durch ihre Fans wurde das Album mit 1,35 Millionen verkauften Exemplaren ein Erfolg. Selbiges galt für die Singles „XXL“ (Platz 1), „L’instant X“ (Der Moment X, #6) , „California“ (Kalifornien, #7), „Comme j’ai mal“ (Wenn es mir schlecht geht, 11) und „Rêver“ (Traum/ TRäumen, 7), auch wenn diese bei Weitem nicht an die Verkaufzahlen früherer Werke herankamen.

Zwischen Juni und Dezember 1996 ging Mylène nach sieben Jahren das zweite Mal auf Tour.

Auch diese stand in starken Kontrast zu ihren ersten Shows. Ganz nach dem Vorbild der USA wurde die Bühne von der damals europaweit größten Videowand dominiert, hinzu kam eine hell erleuchtete Bühne, Glitter und viel nackte Haut. Ähnlich wie die Konzerte 1989 wurden die Tournee ein erneuter Erfolg, welcher sich auf das im Mai 1997 veröffentlichte Live-Album „Live a Bercy“ übertrug.

Durch einem Unfall am Ende eines Konzertes in Lyon, bei dem sich Mylène das Handgelenk brach, musste sie zum bis dato letzten Mal Konzerte absagen bzw. verschieben.

Ein Konzeptalbum und andere Feinheiten

Rund drei Jahre später meldete sich Mylène im Frühjahr 1999 mit ihrem nächsten Album „Innamoramento“ (in etwa: „Sich verlieben“) und der Single „L’ame-stram-gram“ zurück. Das Video zur ersten Single knüpfte an früheren Schaffensjahre an – diesmal als ein in China gedrehter kleiner Film.

Auch für die zweite Single „Je Te rends Ton Amour“ (Ich gebe dir deine Liebe zurück) traf dies zu. Zum ersten Mal in ihrer Karriere zeichnete Mylène nicht nur für den Text eines Songs verantwortlich, sondern übernahm auch Konzeption und Drehbuch des Videoclips. Das Ergebnis: der „blutigste Skandalclip“ ihrer Karriere. Sie selber beschrieb es so:

Es kann eine Liebesgeschichte sein oder eine Geschichte über die Abwendung von Gott. Lieder zu schreiben ist meine Art zu leben.

Die französische Zensurbehörde „CSA“ zensierte den Clip schon vor seiner TV-Premiere, was jedoch den Erfolg des Albums und der Singles nicht beeinträchtigte.

„Innamoramento“ verkaufte sich ca. 1,2 Millionen Mal und erreichte ebenfalls Diamant-Status. Als weitere Singles folgten die Lieder „Souviens-toi du jour“ (Erinnere dich an den Tag), „Optimistique-moi“ (Mach mich optimistisch, einer der wenigen Songs bei denen Mylène sowohl Text als auch Musik geschrieben hat) sowie der Titeltrack des Albums „Innamoramento“. Alle konnten sich in den Top 10 der französischen Singlecharts behaupten, wenn auch diesmal keine Spitzenposition darunter war.

Wenige Monate nach Veröffentlichung des Albums startetedie „Mylenium Tour“ – Mylènes bis dahin längste und erfolgreichste Tournee. Diese führte Sie für 42 Konzerte in 25 Städte quer durch Frankreich, die Schweiz, Belgien und im März 2000 erstmals für drei Shows nach Russland. Das Bühnenbild dominierte eine zehn Meter hohe Statue der ägyptischen Göttin Isis, entworfen nach einem Bild von H.-R. Giger. Durch die Kombination von Licht und Schatten bildete sich eine „mystische“ Atmosphäre.

Ende 2000 folgte das Album „Mylenium Tour“ und verkaufte sich rund eine Million mal. Die erste und einzige Live-Single „Dessine-moi un mouton“ (Zeichne mir ein Schaf) brachte einen weiteren Top-10-Hit in den französischen Singlecharts. Zusammen mit der DVD erschien auch der Konzertmitschnitt „Live a Bercy“ auf DVD.

Die Worte

Im November 2001 präsentierte Mylène nach 17 Jahren Karriere das erste „Best of“-Album mit dem schlichten Namen „Les mots“ (Die Worte). Neben den bekanntesten Songs von Mylène enthielt das Album drei neue Songs.

Erste Single des Albums war der gleichnamige Track „Les mots“, ein Duett mit Seal. Zum ersten Mal seit fast zehn Jahren übernahm Laurent Boutonnat die Regie zum Video. Die weiteren Singles waren die neuen Songs „C’est un belle journee“ (Es ist ein schöner Tag), dessen Video im Comic-Stil gehalten war, sowie die Ballade Pardonne-moi“ (Verzeih mir).

Die recht aufreizenden Bilder, welche das „Les mots“-Albums zieren, führten – wieder einmal – zu einem „Skandal“ und wurden von Kritikern als „Porno-Chick“ bezeichnet. Mylène wies dies jedoch zurück, da sie

…nicht wüsste, das Porno je Chick gewesen wäre.

Das Album gehört mit rund 1,7 Millionen Einheiten bis heute erfolgreichsten Best-of-Alben, die in Frankreich veröffentlichten wurden.

Alizée

Im Jahr 2000 startete Mylène zudem die Zusammenarbeit und Förderung der jungen Korsin Alizée, die sie auf einem Casting entdeckten. Die von Mylène und Laurent geschrieben Debüt-Single „Moi… Lolita“ von Alizée enterte weltweit die Charts und schaffte es in vielen Ländern bis in die Top 10, in Frankreich sogar bis an die Spitze der Charts. Der Erfolg führte zur Produktion des Debüt-Albums „Gourmandises“ (Leckereien), welches in Frankreich Platz 1 der Charts eroberte.

2003 folgte das zweite Studio-Album „Mes courants electriques“ (in etwa „Meine elektrische Strömung“), welches bis auf Platz 2 der Albumcharts in Frankreich kletterte. Nach ihrer ersten Tour im Herbst 2003 endete die Zusammenarbeit von Alizée mit Mylène Farmer und Laurent Boutonnat gegen Weihnachten 2004, da Alizée musikalisch etwas Neues versuchen wollte.

Bislang erschienen vier weitere Alben, welche jedoch nicht an die ersten Erfolge anknüpfen konnten.

• Dezember 2007 – Psychedelices
• März 2010 – Une enfant du sciele
• März 2013 – 5
• Juni 2014 – Blonde

In einem 2016 veröffentlichten Interview kündigte Alizée an, vorerst keine Pläne für ein neues Album zu haben.

Un livre et d’attendre

2003 überraschte Mylène ihre Fans mit etwas ganz Neuem – der Veröffentlichung ihres ersten Buches, das den Titel „Lisa, Loup et le conteur“ (zu Deutsch: Lisa, Loup und der Erzähler) trug. Die Aufmachung und Illustrationen des Buches, ähnlich denen des C’est un belle journee-Clips lassen, es wie ein Kinderbuch erscheinen – diesem wird es jedoch nicht gerecht.

Einige Zeit nach Veröffentlichung des Buches erschien der mit der Gruppe „Good Sex Valdes“ produzierte Song „You“, auf dem auch Mylène zu hören war. Ende des Jahres erschien das zweite Remix-Album „RemixS“ in Mylènes Karriere, auf welchem sich die Großen der Remix-Szene wiederfinden.

Diverse Gerüchte um neue Musik wurden am 16. Dezember 2004 auf einer Pressekonferenz bestätigt. Eine weitere Neuigkeit war die Ankündigung einer Konzertserie in Paris-Bercy. Schon wenige Tage nach Start des Kartenvorverkaufs – etwa 14 Monate VOR dem ersten Konzert – war ein Großteil der insgesamt 13 Shows ausverkauft.

Vor dem Schatten… und Bercy

Sechs Jahre nach dem letzten Studioalbum erschien am 04. April 2005 das wiederum sechstes Album „Avant que l’ombre“ (Bevor der Schatten), Mylène zeigte sich auf diesem etwas optimistischer als bislang. Für das Album machte Universal Music zur Überraschung vieler auch in Deutschland offiziell Werbung. In den ersten 2 Wochen verkaufte sich das Album rund 300.000-mal und erreichte somit sofort Platz 1, konnte insgesamt gesehen jedoch nicht an Erfolgreich der Vorgänger „Innamoramento“ bzw. „Les mots“ anschließen.

Die Anfang März 2005 veröffentlichte Vorab-Single trug den (auf dem Singlecover zensierten) Titel „Fuck them all“. Das Video wurde innerhalb von zehn Tagen im winterlichen Rumänien gedreht und war, wie bereits viele vorhergehenden Clips, sehr Symbol-geladen. Als weitere Singles aus dem Album wurden „Q. I.“ (dt. IQ), „Redonne-moi“ (Gib mir zurück), „L’amour n’est rien“ (Liebe ist nichts) und Peut-etre oit (Vielleicht dich) veröffentlicht.

Der nach langer Zeit erste und einzige TV-Auftritt zum Album erfolgte im Dezember 2005 in der „Symphonic Show“ auf TF1 inkl. der gerade veröffentlichten Single „Redonne-moi“.

Am 13. Januar 2006 startete schließlich die lange erwartet Konzertreihe und somit vierte „Tour“ im „Palais Omnisports de Paris-Bercy“ (heute Accor Hotels Arena) in Paris. Die Beschränkung auf diese Halle war nötig, da es logistisch nicht möglich gewesen wäre, die Bühnentechnik zu transportieren und kurzfristig wieder aufzubauen. Außerdem bot nur diese Halle genug Platz für die Bühnenvisionen von Mylène und Laurent, welche die 13 Konzerte zu einem bis dahin einzigartigen Spektakel werden ließen.

Eine Besonderheit bildete das Konzert am 21. Januar 2006. Gleichzeitig wurden in Cannes die NRJ Music Awards 2006 vergeben, bei denen Mylène in den Kategorien „Beste französischsprachige Sängerin“ und „Bestes französischsprachiges Album“ nominiert war. Da sie den Preis nicht selber entgegennehmen konnte, überraschten die Veranstalter der Verleihung die Zuschauer in der Halle und im TV mit Exklusiv-Bilder aus Bercy. Mylène gewann (zum ersten Mal) in der Kategorie „Bestes französischsprachige Album“ und bedankte sich später per Videobotschaft mit den Worten:

Guten Abend… Ich kann heute Abend nicht bei Ihnen sein, da ich auf der Bühne in Bercy bin. Und ich wollte sagen, dass ich außergewöhnliche Augenblicke hier mit meinem Publikum teile. Ich wollte mich auch ganz herzlich für diesen Preis bedanken, der mich sehr berührt, weil er der Preis für das beste Album ist und dieser wirklich wichtig für mich ist. Ich wünsche Ihnen einen sehr schönen Abend, ich grüße Sie und ich liebe Sie außerordentlich!

Vielen Dank!

Der im März 2006 veröffentlichte Clip zu „L’amour n’est rien“ war recht einfach gehalten und dennoch sehr ausdrucksstark: Man(n) sah nur Mylène, wie sie einen „heißen Stripp“ hinlegte. Für die fünfte und letzte Single „Peut-être toi“ wurde ein im Anime-Stil gehaltenes Video veröffentlicht.

Im September 2006 folgte das erste einer Serie von Duetten mit Moby – „Slipping away (Crier la vie)“. Die Single wurde zu einem weiteren #1-Erfolg in Frankreich und wurde mit Gold ausgezeichnet. Anfang 2007 auch in Deutschland veröffentlicht, konnte hier mit Platz 63 jedoch nicht punkten.

Nach elf Monaten warten wurde schließlich das Live-Album zur Konzertserie im Januar 2006 unter dem Titel „Avant que l’ombre… a Bercy“ veröffentlicht. Mit rund 400.000 verkaufter CDs wurde auch dieses Live-Album sehr erfolgreich; die DVD gilt in Frankreich mit über 350.000 verkauften Exemplaren bis heute als erfolgreichste veröffentlichte Musik-DVD. Als Singles wurden die Live-Versionen der Songs „Avant que l‘ombre“ sowie „Déshabillez-moi“ (Entkleide mich) veröffentlicht.

Devant soi und Lonley Lisa

Anfang 2007 erschient auf dem Soundtrack zu Laurent Boutonnats Film „Jacquou le croquant“ der unveröffentlichte Song „Devant soi“ (in etwa „Vor deinen Augen“). Es kamen erste Gerüchte um eine Kino-Rückkehr von Mylène auf, welche sich jedoch erst mit vielen Jahre Verspätung bewahrheiteten sollten.

Im Juni 2007 sicherte sich Mylène schließlich die Marke „Lonely Lisa“. Vermutungen darüber, was sie darunter veröffentlichen wolle, gingen in die Richtung Schmuck/ Textilien oder Druckerzeugnisse. Mitte September 2008 wurde überraschend eine offizielle Community „LonelyLisa.com“ eröffnet, ein soziales Netzwerk nur für Mylène Farmer-Fans. Die Seite existiert inzwischen nicht mehr.

Im Oktober 2007 wurde Mylène als „Beste Synchronstimme“ für ihre Synchronrolle in „Arthur und die Minimoys“ ausgezeichnet. Die größte Überraschung des Jahres stellt jedoch die Veröffentlichung von Giorgino nach 13 Jahren auf DVD am 6. Dezember dar.

Eine neue Tour…

Im Januar 2008 wurden bereits seit mehrere Wochen anhaltende Spekulationen bestätigt, als innerhalb weniger Tage ein neues Album für 2008 sowie eine Tournee für 2009 angekündigt wurden.

Ende Februar wurde schließlich das Erste von letztendlich zwei Konzerten im Pariser Stade de France für den 12. September 2009 angekündigt, weitere Termine folgte wenige Tage später. Erstmal würde Mylène Farmer also Konzerte in Stadien geben.

Der Start des Kartenvorverkaufs – diesmal mit rund 18 Monaten Vorlauf – wurde zu einem „Kampf“ um die Karten. Innerhalb weniger als zwei Stunden waren die ersten Konzerte in Genf und Paris restlos ausverkauft. Während des Vorverkaufs kam es zu chaotischen Situationen – die meisten Online-Kartenhändler waren dem Ansturm nicht gewachsen. Dies führte dazu, dass Mylène einen neuen Rekord für sich verbuchen konnte: noch nie waren Konzerte, die so weit vor dem eigentlichen Termin angekündigt wurden, innerhalb von nur knapp drei Stunden ausverkauft.

Das seit längerer Zeit erste Interview mit dem Paris Match-Magazin bot einen Anhaltspunkt, was man vom neuen Album erwarten durfte.

…im Vergleich zu Avant que l‘ombre elektronischer ist und auch einige „Up tempo“ -Nummern“ enthält

Paris Match, März 2008

Zu diesem Zeitpunkt sollten 2009/2010 nach Abschluss der Konzerte die Dreharbeiten für einen Film „L’ombre de autres“ starten. Mylène sollte in diesem eine Hauptrolle übernehmen und äußerte sich wie folgt dazu.

Ja, genau. Dieses Projekt liegt mir wirklich am Herzen. Während meines Konzertes in Bercy 2006 habe ich Claude Berri kennengelernt, den ich sehr respektiere. Dieser hat mir vorgeschlagen, die Rolle der Tess zu spielen, die Heldin von „L‘ombres des autres“, einem Roman von Nathalie Rheims. Seitdem hat sich Stéphane Célérier ihm angeschlossen, um den Film zu produzieren. Die Dreharbeiten müssten Ende 2009 starten, direkt nach dem Stade de France.

Eine Realisierung des Films erfolgte nach diversen Verschiebungen letztendlich nicht mehr.

Der 23. Mai wurde der dritte Chaos-Tag des Jahres 2008, als der Kartenvorverkauf für die Hallen-Konzerte in den zehn größten Städten Frankreichs begann. In dessen Folge innerhalb der ersten paar Tage rund 100.000 Tickets verkauft.

Point de suture…

Am 16. Juni 2008 wurde die Single „Dégénération“ (dt. Entartung) erstmals im Radio gespielt, nachdem der Song schon einige Tage zuvor bei einem Tochterportal von Universal Music versehentlich im Internet veröffentlicht wurde. Das Video-Clip – realisiert Mitte Juni 2008 in einem Prager Krankenhaus unter Regie von Bruno Aveillan – folgte etwa einen Monat später.

Die Story hatte erneut das Potenzial eines „Skandalclips“. Ein Alien (Mylène) landet auf der Erde und soll von Ärzten einer Operation unterzogen. Aber sie entkommt und verbreitet „die Strahlen der Liebe“ im ganzen OP-Saal. Dies führt zu einer Tanz- und Erotik-Orgie. Der Grundtenor des Videos wurde zwei Jahre später im Video „All the lovers“ des Sängerin Kylie Minogue ebenfalls aufgegriffen.

Sowohl der Song als auch der Clip stießen auf ein stark geteiltes Echo und entfachten eine teils kontroverse Diskussion unter den Fans. Trotz allem erreicht die Single sowohl als Download und als CD Platz ein der französischen Single-Charts.

Am 20. August 2008 wurde schließlich das Album „Point de suture“ (dt. in etwa Nahtpunkt/ Stichpunkt (bei einer OP)) erschien zuerst als Download und wenige Tage später in verschiedenen Versionen auf CD.

Obwohl Album bereits eine Woche vor Veröffentlichung (ausgehend von einer legalen russischen Download-Plattform) frei im Netz verfügbar war, erreichte es auf Anhieb die Spitzenposition und wurde nach nur einer Woche in der Schweiz mit Gold und in Russland mit Platin ausgezeichnet. In Frankreich folgte knapp zwei Monate später eine Tripel-Platin-Auszeichnung für über 600.000 Exemplare, im Dezember gab es in Belgien Platin.

Die Reaktion der Fans und auch der Kritiker war erneut stark geteilt. Eine Kuriosität wurde wenige Tage nach dem Release auf CD bekannte: stillschweigend hatte Universal eine „internationale Version“ des Albums im Programm, auf dem der (von Mylène schon in einem Interview vorab angekündigte) Hidden Track „Ave Maria“ – eine Neuaufnahme der Version, die von Franz Schubert vertont wurde – fehlt.

Als weitere Singles wurden bis Mitte 2009 die Songs „Appelle mon numero“ (Wähle meiner Nummer), „Si j’avais au moins…“ (Ach hätte ich wenigstens…), „C’est dans l’air“ (Es ist in der Luft) und „Sextonik“ veröffentlicht, welche alle Platz 1 der französischen Single-Charts erreichten. Infolge dessen brach Mylène gleich mehrfach den Rekord für die „meisten Nummer 1 Singles insgesamt“ und die „meisten aufeinander-folgenden Nummer 1 Singles“ in Frankreich.

Die Videos zu „Dégénération“ und „Si j’avais au moins…“ wurden im Januar 2009 zusammen mit einigen Zwischenszenen in einen Kurzfilm „The Farmer Project“ veröffentlicht und – zusammen mit einem ausführlichen Making of – beim französischen Sender M6 erstmals ausgestrahlt.

Das im April 2009 veröffentlichte Video zur vierten Single „C’est dans l’air“ spaltete die Fans und bot einen Vorgeschmack, was die bevorstehende Tour an grafischen Animationen bieten würde. Die Single erreicht mittels Umweg auf Platz 1 und wurde mit acht Wochen Top 10 zur erfolgreichsten Single aus „Point de suture“.

Zur zehnten Ausgabe der NRJ Music Awards trat Mylène im Januar 2009 zum ersten Mal seit über drei Jahren wieder im Fernsehen auf. Dort performte sie ganz in Weiß „Si j’avais au moins…“ und erhielt den Preis für das beste französische Album des Jahres. Dies war ein weiter Rekord, da sie in zehn Jahren insgesamt acht Auszeichnungen erhalten hatte.

Am 02. Mai 2009 startet in Nizza der erste Teil der Tour 2009 und endete am 01. Juli in Moskau. Die Show war zwar nicht so aufwendig wie in Bercy dreieinhalb Jahre zuvor. Die Setlist umfasste Songs des aktuellen Albums und alle ihre großen Hits wie „Sans contrefacon“, „Pourvu qu’elle soint douces“ , „Désenchantée“ und „XXL“ – mit „A quoi je sers“ sowie „Nous souviedron nous“ (Wie erinnern uns) waren einige Überraschungen inklusive.

Der zweite Abschnitt ab dem 04. September 2009 umfasst die Stadion-Konzerte in Genf, Paris und Brüssel – erneut war die Hauptvideowand die Größte in ganz Europa. Zum ersten Mal seit der Tournee 1996 sang Mylène die Songs „L’instant X“ und „Laisse le vent emporter tout“ (Lass den Wind alles mitnehmen) wieder live. Insgesamt wurden drei Songs der Hallen-Tournee ersetzt und ein Titel zusätzlich eingefügt. Zu Ehren des im Juli 2009 verstorbenen Michael Jackson wurde zudem ein weiteren Tanz-Interlude eingefügt.

Den Höhepunkt der gesamten Tournee bildeten die Konzerte im Stade de France, allen voran das an Mylènes Geburtstag am 12. September 2009. Von den Fans wurde im Vorfeld eine große Überraschung vorbereitet und so sangen schließlich rund 80.000 Zuschauer „Happy Birthday“.

Bereits im Juni 2009 erfolgten in Lyon die Aufnahmen zum Live-Album „N° 5 on Tour“. Dieses wurde Anfang Dezember 2009 veröffentlicht, erhielt schon am Tag des Erscheinens Doppel-Platin und wurde von den Live-Singles „C’est dans l’air“ und „Paradis inanime“ (Lebloses Paradies) begleitet.

Etwa vier Monate später erschien im April 2010 die DVD „Stade de France“. Sie hielt sich für zwei Monate an der Spitze der französischen DVD-Charts und erhielt schon zur Veröffentlichung Diamant-Status für über 250.000 verkaufte Exemplare.

Zum Ende der Ära trat Mylène am 24. April 210 in der Show „Encore une chanson“ bei France 2 auf und sang, begleitet von Yvan Cassar am Piano, ihren Titel „Ainsi soit je“. Die Performance sorgt zwar für Traumquoten für France 2, auch wenn der Auftritt wieder einmal vorher aufgezeichnet wurde.

Après la lumiere…

Anfang März 2010 schaffte es Mylène weltweit in die Presse, auch wenn der Grund dafür nicht unbedingt der Vorteilhafteste war. Bei einem Dinner im Elysée-Palast in Paris stolperte sie noch auf dem roten Teppich vor den Kameras der versammelten Presse. Das Ergebnis: ein gebrochener Zeh.

Im August überraschte Mylène folgten innerhalb kurzer Zeit zwei neue Duette:

• Eine Cover-Version des INXS-Songs „Never tear us apart“ im Duett mit dem US-Musiker Ben Harper.
• Ein Duett mit der französischen Sängerin und Schauspielerin Line Renaud. Nach knapp 30 Jahren veröffentlichte diese erstmals wieder ein Album. Der Song „C’est pas l’heure“ (dt. Es ist nicht die Zeit) wurde von Mylène und Laurent geschrieben und erschien im November 2011 auf dem Album „Rue Washington“.

Dunkelblau

Die wenige Wochen später zur Überraschung aller veröffentlichte Single „Oui mais… non“ (dt. Ja aber… nein) schlug schließlich wie eine Bombe ein.

Erstmals seit weit über 20 Jahren arbeitete Mylène für die Single und das zugehörige Album „Bleu noir“ (dt. Dunkelblau) nicht mit Laurent Boutonnat zusammen. So wurde „Oui mais… non“ von Red One – dem Produzenten u. a. von Lady Gaga – komponiert und produziert. Obwohl die Reaktionen auf den Song nach seiner Premiere doch extrem unterschiedlich waren, erreichte die Single direkt Platz 1 der französischen Single-Charts ein und verharrte dort als erste Single seit Desenchantée (1991) für mehr als eine Woche. Das im November 2010 veröffentlichte Video erinnerte stark an das Video des Lady-Gaga-Songs „Bad Romance“.

Am 06. Dezember 2010 erschien das Album „Bleu noir“ in Frankreich. Natürlich erreichte auch dieses die Chart-Spitzenposition ein und wurde rund drei Monaten mit Diamant für 500.000 verkaufte Exemplare ausgezeichnet.

Die Songs wurden von Mylène zusammen mit Red One, Moby und Mitgliedern der britischen Band Archive geschrieben und stellt musikalisch den Schritt in eine neue Ära dar. Eine Besonderheit bilden die Songs „Light me up“ (dt. Erleuchte mich) und „Inseparables“ (dt. Unzertrennlich), die Mylène erstmals vollständig in Englisch eingespielt hat.

Zur Promotion des Albums wurde eine Webseite gestartet, auch welcher u. a. das Video „Oui mais… non“ seine Weltpremiere hatte. Zudem wurde der Song „Leila“ mit einem eigenen CLip vorgestellt. Der Titel beschäftigt sich mit dem Leben der Leila Pahlavi (Tochter von Mohammad Reza Pahlavi und Prinzessin des Irans, 1970-2001) und übte gleichzeitig Kritik an der aktuellen/ damaligen Situation der Menschheit an sich. Wiederum bei den NRJ Music Awards 2011 performte Mylène „Oui mais… non“ mit einer war stark an das Video angelehnte Choreografie. Als weitere Singles folgten der Titeltrack „Bleu noir“ sowie die Red One Produktion „Lonely Lisa“, die ebenfalls Platz 1 erreichten.

In der jährlichen Haute-Couture-Show des Modeschöpfers Jean-Paul Gaultier, welche bereits für die Tour-Kostüme 2009 erstmals verantwortlich war, trat Mylène nach fast 30 Jahren wieder auf den Catwalk. Als Model präsentierte sie den Höhepunkt des Abends – das ganz in Schwarz gehaltene Hochzeitskleid.

Im Oktober 2011 konnten einige glückliche Fans Mylène im Rahmen eines von NRJ veranstalteten Meet & Greet in Paris persönlich treffen.

Am 05. Dezember 2011 erschien das zweite Best-of von Mylène mit dem Titel „2001-2011“ als Zusammenfassung der vorherigen drei Studioalben. Begleitet wurde es von der Single „Du temps“ (dt. Die Zeit).

Monkey me, Timeless & Fragile

Ende September 2012 wurde nach vielen Gerüchten mit „Timeless 2013“ die sechste Tournee und im Oktober mit „Monkey me“ das neunte Album von Mylène angekündigt, für welches Mylène zum bisher (Stand. Juli 2020) letzten Mal mit Laurent Boutonnat zusammenarbeitet.

Am 22. Oktober 2012 wurde mit „A l’ombre“ (Im Schatten) die erste Single vom Album „Monkey me“ vorgestellt. Die Fan-Reaktionen waren unterschiedlich, dennoch schaffte es die Single nach einiger Zeit auf Platz1 der französischen Charts. Das Video zum Song ließ bis Anfang Dezember auf sich warten und wurde von Laurent Boutonnat realisiert. Noch vor Album-Release wurde mit „Quand“ (dt. Wann, eine Ballade) ein weiterer Song vorab veröffentlicht und von einem Lyrics-Video begleitet.

Das Album erschien genau zwei Jahre nach dem Vorgänger „Blue noir“ am 03. Dezember 2012. Das Album rief überwiegend positive Meinungen hervor und erreichte auf Anhieb Platz 1 der französischen Charts. Eine Besonderheit bildete der Track „Nuit d’hiver“. Hierbei handelt es sich um eine Quasi-Neuaufnahme des Song „Chloé“ vom Album „Cendres de lune“.

Als weitere Single wurde Anfang 2013 die Ballade „Je te dit tout“ (dt. Ich erzähle dir alles) veröffentlicht, welches sehr an frühere Videos erinnert. Als dritte und letzte Single erschien – pünktlich zum Start der Timeless Tour – der Title-Track „Monkey me“. Eine Besonderheit hierbei stellte die Art und Weise dar, wie das Cover entstand. Hierzu fand im Vorfeld der Veröffentlichung ein Wettbewerb statt, in dessen Rahmen Fans und kreative Köpfe aufgefordert wurden, Entwürfe beizusteuern und auf einer eigens hierfür eingerichteten Webseite zu veröffentlichen.

Mit dem ersten von insgesamt zehn ausverkauften Konzerten startet am 07. September 2013 in Bercy die Timeless 2013 Tournee. Die mit großer Spannung erwartete Tournee war anders als die bisherigen Shows: schlichter, futuristischer, beeindruckend und trotzdem nicht weniger als 100 % Mylène. Das Intro zog die Zuschauer mit einer Reise quer durch die Galaxy auf den Planeten „Mylène Farmer“. Ein an Stargate angelehntes Tor öffnete sich und gab den Blick auf Mylène frei, welche mit dem Song „A force de…“ (dt. etwa „Durch die…“) das Konzert einläutete. Die Tournee boten neben vielen Klassikern und neuen Songs auch einige Überraschungen, so u. a. ein Duett mit Gary Jules und dem Song „Mad world“.

Das optische Highlight der Shows stellten jedoch eindeutig die Industrieroboter als ein Teil der Tänzer dar. In aufwändiger Vorbereitung wurde fünf Roboter das Tanzen beigebracht und mit Masken ein quasi-menschliches Aussehen verliehen. Erstmals seit den Aufzeichnungen zum Konzertfilm „En concert“ erfolgte im Anschluss in Lyon die kompletten Aufnahmen für den späteren Live-Mitschnitt der Tour. Nun ging es bis Anfang Dezember einmal quer durch Frankreich, sowie für kurze Gastspiele nach Belgien, die Schweiz, Russland und erstmals Weißrussland.

Wenige Tage nach dem Tournee-Ende wurde am 09. Dezember bereits das Live-Album „Timeless 2013“ veröffentlicht, welches die Wartezeit bis zum Konzert-Film überbrückte und bis auf Platz zwei der französischen Album-Charts kletterte. Die Doppel-CD wurde begleitet von der Veröffentlichung von „Diabolique mon ange“ als erster und einziger Single inkl. Video, welches einen ersten Eindruck aus verschiedenen Teilen des Films vermittelte.

Zeitgleich zur Veröffentlichung des Live-Albums wurde durch Universal/ Poyldor bekannt gegeben, dass der Konzert-Film vorab im Kino zu sehen sein würde – insgesamt in weit über 100 Kinos in Frankreich. Am 27. März 2014 fand schließlich die Vorab-Premiere statt. Mit über 100.000 verkauften Kino-Tickets stelle Mylène hierfür erstmals den aktuellen Rekord auf. Die Veröffentlichung von „Timess 2013 Le Film“ erfolgte rund zwei Monate später am 16. Mai 2014.

Schon zum Start erklommen DVD und Blu-ray Platz eins der französischen Musik-DVD-Charts und verblieb dort über vier Monate, wofür es eine neue Diamant-Auszeichnung gab. Die Reaktionen zum Konzertfilm waren bei Fans wie Presse extrem positiv – insbesondere das der Film in einer sehr „rohen“ Fassung vorlag, mit ruhigen Schnitten und somit eine sehr reale Wahrnehmung der Show ermöglichte.

Etwa ein Jahr später erschien im Mai 2015 unter dem Titel „Fragile“ ein Bilder-Band. Dieser umfasste insgesamt 90 Bilder von Mylène, welche durch die Fotografin Sylvie Lancrenon aufgenommen wurden und von verschiedenen Textstellen unterstützt werden. Die Bilder wurden zudem von Anfang Juni und Ende August 2015 in der Galerie Acte2 in Paris ausgestellt. Auf Bilder der Eröffnung war Mylène mit Krücken zu sehen.

Interstellar

Am 06. November 2015 wurde das lange erwartet zehnte Studio-Album „Interstellaires“ (dt. Interstellar) veröffentlicht, für welches Mylène mit den Produzenten The Avener und Martin Kierszenbaum zusammenarbeitete.

Als erste Single wurde im August 2015 mit „Stolen car“ ein Cover des gleichnamigen Sting-Songs veröffentlicht. Der Sänger Sting war als Duett-Partner am Song beteiligt und auch im Video zu sehen. Die Single erreichte Platz 1 der französischen Charts.

Der 23. September 2015 stellte eine neue Besonderheit dar – erstmals nach 30 Jahren Karriere hatte Mylène – gemeinsam mit Sting – dem USA-Ableger des Rolling Stone ein Interview gegeben. Am 04. Dezember 2015 trat Mylène – zusammen mit Sing – erstmals in der US-Talkshow „The Tonight Show“ mit Jimmy Fallon auf. Neben einem Interview gaben beide „Stolen car“ zum Besten.

Weitere Singles des Albums „Interstellaires“ waren „Insondables“ (Unergründlich), „City of love“ (Stadt der Liebe, #1 in Frankreich) und „C’est pas moi“ (Das bin nicht ich, #183 in Frankreich). Das Album erreichte als fünftes Album in Folge Platz eins der französischen Album-Charts und wurde bisher mit Dreifach-Platin ausgezeichnet.

Ghostland

Ende 2016 stand Mylène schließlich das erste Mal seit langer Zeit wieder für einen Film vor der Kamera. Unter der Regie von Pascal Laugier spielte Mylène im Horrorstreifen „Ghostland“ neben Crystal Reed und Anastasia Phillip die Rolle der „Pauline“. Die Dreharbeiten fanden unter erschwerten Bedingungen in Kanada statt.

Eine Mutter (Mylène) von zwei Töchtern (Crystal Reed, spielt u. a. in “Teen Wolf” mit und Anastasia Phillip) erbt das Haus ihrer Tante. In der ersten Nacht muss sie sich mit blutrünstigen Eindringlingen herumschlagen, um das Leben ihrer Kinder zu schützen. Traumatisiert von den Erlebnissen nehmen ihre Leben sehr unterschiedliche Verläufe. Eine wird eine berühmte Horrorroman-Autorin, die andere verliert ihr Gedächtnis. 16 Jahre später treffen sich die Töchter in ihrem ehemaligen zu Hause und es kommt zu seltsamen Vorkommnissen.

Der Film feierte am 14. März 2018 in Frankreich seine Premiere, in Deutschland am 05. April 2018. Seit Sommer 2018 ist der Film zudem auf DVD und Blu-ray sowie zum Streaming erhältlich.

Nach rund 30 Jahren bei Universal Music unter Vertrag, wechselte Mylène Anfang 2017 zu Sony France als neuer Plattenfirma.

Ungehorsamkeit

Noch vor Start der Promo-Arbeiten zu Ghostland meldete sich Mylène im Januar 2018 musikalisch mit der Single „Rolling stone“ zurück. Die von Mylène und dem Produzenten Feder geschriebene Nummer war ein ungewöhnlicher Mix aus französichen und englischem Text und weniger „aus produziert“ als bisherige Songs. Zum erste Mal seit langer Zeit sollte zudem die Album-Ankündigung auf sich warten lassen.

Dafür stand Mylène – nach über einem Jahrzehnt rarer TV-Präsenz – sehr oft auf der Showbühne und bot beim französischen The Voice-Ablager sowie der Show „La chanson de l’année“ den Song „Rolling stone“ gleich mehrfach zum Besten. Diese nutzen Mylène schließlich auch zur Bekanntgabe des Titels ihres inzwischen elften Studioalbums „Désobéissance“ (Ungehorsamkeit).

Das Album September 2018 wurde etwa neun Monate nach „Rolling stone“ veröffentlicht und kletterte wie seine Vorgänger sofort an die Chart-Spitze. Zum inzwischen dritten Mal war Laurent Boutonnat weder als Komponist noch als Produzent an diesem Album beteiligt. Dies äußerte sich in einem wiederum sehr eigenen Sound der Songs.

Als zweite Single des Albums wurde der Platz 1-Track „N’oublie pas“ (Niemals vergessen) – ein Duett mit der US-amerikanischen Sängerin LP – gewählt, dessen Video unter der Regie von Laurent Boutonnat entstand. Gemeinsam präsentierten Mylène und LP den Song im Oktober live zur Haute-Couture-Show von Jean-Paul Gaultier.

Als weitere Singles wurden die Songs „Sentimentale“ (Sentimental, nur Promo-Single), der Titeltrack „Désobéissance“ sowie „Des larmes“ (dt. Tränen) gewählt. Für das Video von „Désobéissance“ war erstmals seit vielen Jahren wieder Bruno Aveillan (u. a. auch Dégéneration) verantwortlich.

Pünktlich zum Album-Release von „Désobéissance“ erfolgte am 28. September 2018 die Ankündigung einer Konzerteserie von sechs Konzerten, welche im Juni 2019 in der Paris La Défense Arena im westlichen Pariser Vorort Nanterre stattfinden sollten. Entsprechende Gerüchte über Konzerte im 2017 eröffneten Rugby-Stadion mit einer Kapazität bis zu 40.000 Zuschauer gab es bereits seit Längerem. Zum zweitem Mal nach 2006 gab es zudem keine richtige Tournee, statt dessen fanden alle Konzerte wieder am selben Ort statt.

Ähnlich wie bei den vorherigen Tourneen waren auch diesmal die Webseite(n) für den Kartenvorverkauf überlastet – so kam es auf der offiziellen Webseite mylenefarmer2019.com zu Wartezeiten von über eine Stunde. Aufgrund der hohen Nachfrage wurden im Laufe der folgende Tage weitere Termine hinzugefügt, sodass am Ende neun Konzerte auf dem Plan standen.

In der Zeit bis zum Start der Konzerte ging Ende April 2019 der Wusch vor allem vieler Fan in Erfüllung: Zum 30-jährige Jubiläum von Mylènes erster Tour 1989 wurde die Veröffentlichung des Konzertfilms „En concert – Le film“ auf DVD und Blu-ray angekündigt – diese erfolgte am 31. Mai 2019, rund eine Woche vor dem Start der Konzerte in Paris.

Vom 07. Juni bis 22. Juni 2019 war Mylène schließlich das erste Mal nach sechs Jahren wieder auf der Bühne zu sehen. Ähnlich wie zur letzten Tour 2013 bot Mylène ein sehr futuristisches Bühnenbild mit einer im Hintergrund dominierenden Videowand sowie verschiedenen (beweglichen) Video-Elementen auf der Bühne und über dem Publikum. Das Die wurde sowohl von der Presse als auch Publikum mit Begeisterung aufgenommen. Ähnlich wie zur Tour 2009 gab es mit Songs wie „Innamoramento“, „Sans logique“ und insbesondere dem Final-Song „L’horloge“ (Die Uhr) diverse Überraschungen. Letzterer war insbesondere deshalb bezeichnend, da mit dieser Song 1989 der Opener eines jeden Konzert war.

Wenige Tage nach dem Abschlusskonzert wurde für November 2019 eine Kinovorführung des Konzertfilms angekündigt, deren Kartenvorverkauf den Rekord aus dem Jahr 2013 erneut weit übertraf – rund 155.000 Zuschauen fanden am 08. November 2019 in über 600 Kinos. Ein erster Teaser zum Film wurde im September 2019 veröffentlicht. Die Reaktionen auf den Konzertmitschnitt „Live 2019 – Le film“ waren extrem positiv. Am 06. Dezember 2019 erfolgte die Veröffentlichung auf DVD und Blu-Ray.

Die zugehörige Doppel-CD „Live 2019“ mit der begleitenden Single „M’effondre“ (dt. Zusammenbruch) erschien bereits im Oktober 2019.

Le silence…

Zum zweiten Mal nach 2011 präsentierte Mylène im Januar 2020 als Model ein Kostüm für Jean Paul Gaultier – diesmal im Rahmen seiner letzten Haute-Couture-Show nach fünfzig Jahren Karriere. Begleitet wurde Mylènes kurzer Auftritt von „Sans contrefacon“.

Im Jahr 2018 haben Mylène und Laurent die Nachwuchssängerin Julia unter ihr Fittiche genommen. Sie hatte 2015 in der französischen Ausgabe von The Voice Kids teilgenommen. Die erste Single „SEXTO“ wurde im September 2018 veröffentlicht. Nach verschiedenen Singles erschien am 20. Juni 2020 das Album „Passe… comme tu sais“ (dt. in etwa „Vorgangenheit… wie du weißt“). Alle Songs des Albums vowurden von Mylène und Laurent Boutonnat geschrieben.

Nachdem der Konzertmitschnitt der Konzerte im Dezember 2019 komplett ohne Bonus-Material auskommen wurden, wurde im Spätsommer 2020 klar warum: unter dem Titel „Mylène Farmer, l’Ultime Création“ erschient Ende September des Jahres eine dreiteilige Dokumentation zu den Konzerten beim Streaming-Dienst Amazon Prime. Die Dokumentation begannt ca. fünf Wochen vor dem ersten Konzert und zeigt Mylène und das Team vor- und hinter den Kulissen. Begleitet wurde die Dokumentation von der Single L’ame dans l’leau (dt. Meine Seele hängt im Wasser) und dem dritten Best-of „Histoires de…“, einer Sammlung von Live- und Studio-Songs der letzten 36 Jahre.

Stand: 21. April 2021